Dr.-Ebert-Str. 1, 3 und Wirthstraße 15, 17
Die Dr.-Ebert-Straße wurde 1978 nach dem Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Ebert (1882 – 1971) benannt. 1981 errichtete die Baugenossenschaft Hof dort zwei Häuser. Dr. Ebert wurde in Memmingen geboren und wuchs in Ansbach auf. Er studierte klassische Philologie in Erlangen und München, von 1909 bis 1947 war er Lehrer am humanistischen Gymnasium in Hof. Während seines Studiums besuchte er alle bedeutenden Stätten der Antike im Mittelmeerraum. Sein Leben lang beschäftigte er sich nebenbei mit der klassischen Altertumswissenschaft und der Archäologie. 1936 wurde er gegen den Widerstand der Nazis Direktor des Humanistischen Gymnasiums. Ebert wurde häufig verdächtigt, NS-Indoktrination an seiner Schule nach Möglichkeit zu verhindern, arrangierte sich dann aber mit dem Hofer nationalsozialistischen Oberbürgermeister Richard Wendler. Am Zweiten Weltkrieg musste er noch im Alter von 57 bis 61 Jahren teilnehmen.
Direkt nach dem Krieg brachte er das Gymnasium wieder in Gang, das 1946 anlässlich der 400-Jahr-Feier auf seine Initiative hin Jean-Paul-Gymnasium benannt wurde. Als Stadthistoriker gab Ebert über 160 Publikationen heraus. Unter anderem war er Verfasser der „Baugeschichte Hofs“ und der „Kleinen Geschichte der Stadt Hof“. Für seine zahlreichen Verdienste erhielt er neben zahlreichen anderen Ehrungen die goldene Bürgermedaille der Stadt Hof. Dr. Friedrich Ebert war ein Multitalent, war Turner und Eiskunstläufer, befasste sich aber auch sein Leben lang mit Familiengeschichtsforschung. Als hervorragender Vogelkenner verzeichnete er über 25 Jahre die Ankunftszeiten der heimischen Zugvögel.
Zahlreiche Gebäude hat die Baugenossenschaft in der Wirthstraße errichtet, das erste 1922, das letzte 1973. Bereits 1927 wurde die Straße nach Johann Georg August Wirth benannt, der 1798 in Hof geboren wurde und 1848 in Frankfurt am Main verstarb.
Nach Johann Georg August Wirth ist außerdem seit 1998 der frühere Karolinenplatz benannt (Ecke Realschulgässchen/Karolinenstraße).Dort war das Denkmal des Bildhauers Andreas Theurer aufgestellt, das das Titelblatt der Zeitung „Deutsche Tribüne“ symbolisieren sollte. Wirth war Gründer dieser Zeitung, die sich für die Pressefreiheit stark machte. Das Denkmal wurde später abgerissen und in verkleinerter Form vor der Freiheitshalle wiedererrichtet. Wirths ganzes Leben war ein ständiger Kampf gegen die Macht der Fürsten und für die Freiheit des Volkes. Sein Leben lässt sich schwer zusammenfassen: Er studierte Jura, konnte aber die Promotionsgebühren nicht bezahlen. Er versuchte sich auf eigene Kosten in mehreren Zeitschriften. Mit der „Deutschen Tribüne“ hatte er große Erfolge. 1832 organisierte Wirth mit seinem Mitstreiter Siebenpfeiffer das Hambacher Fest, das heute ein wichtiges Datum in der deutschen Freiheits- und Einigungsgeschichte ist. Wirth war hier der Hauptredner, der neben den vereinigten Freistaaten Deutschlands auch ein konföderiertes republikanisches Europa forderte. Das brachte ihm aber auch gleich zwei Jahre Gefängnis ein. Wirth flüchtete nach Frankreich und in die Schweiz, blieb aber seinen Idealen treu. 1848 wurde er noch als preußischer Vertreter in die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, verstarb aber kurz danach. Seine Grabrede hielt Robert Blum, einer seiner Mitstreiter.
Vor der Einweihung des Denkmals in Hof bemerkte der damalige Bundespräsident Roman Herzog: „Damit wird sich die Zahl der republikanischen Denkmäler in Deutschland verdoppeln.“ Johann Georg August Wirth ist in seiner Heimatstadt Hof erst sehr spät gewürdigt worden. Immerhin ist er wohl der Hofer, der in der Summe den größten Abdruck bei der Gestaltung der neudeutschen Geschichte hinterlassen hat. Das rechtfertigt auch die Namensgebung für einen Platz und eine Straße in Hof.
Verfasst von unserem Aufsichtsrat Dr. Wolfgang Frisch