Von der Not zur Hoffnung – eine bewegende Geschichte
Die Geschichte der Baugenossenschaft Hof ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt Hof verbunden. Die BG Hof gehört genauso zur Stadt wie die „Wärschtlamänner“ und der „Theresienstein“.
Gegründet in einer Zeit des industriellen, aber auch gesamtgesellschaftlichen Um- und Aufbruchs ist sie gleichsam Spiegel historisch bewegender Ereignisse und auch menschlicher Schicksale. Denn letztlich ging es nie nur darum, aus Stein Häuser zu bauen. Vielmehr wurden Grundsteine für die Zukunft gelegt: für Träume, Wünsche, Hoffnungen – kurz, für das Leben von Menschen.
-
1909
Die Geburtsstunde
-
1918 – 1955
Erster Weltkrieg bis Wiederaufbau
-
1956 – 1988
Wirtschaftswunder bis nachlassender Wohnungsbau
-
1989 – 2008
Die Wende und noch mehr Service
-
2009 – heute
Aktuelle Herausforderungen
1909
Die Geburtsstunde
Die „Urzelle“ der Baugenossenschaft um 1910 (links) im Vergleich zu heute (rechts)
Aus der Not geboren
Nach den damals geltenden Normen sind 30 Prozent aller Hofer Wohnungen mit zu viel Personen überfüllt.
Der Stadtbaurat und Architekt Hans Allwang beschreibt in „Vom Bau- und Wohnungswesen der Stadt Hof“, dass Hofs Aufschwung mit einem tiefen städtebaulichen Niedergang einhergeht. Diplom-Volkswirt August Müller dokumentiert in seiner Dissertation die katastrophalen Wohnverhältnisse vor der Gründung der Baugenossenschaft. Demzufolge waren 1908 30 Prozent der Wohnungen überfüllt: 245 Einraumwohnungen mit 5 bis 9 Personen, 1.501 Zweiraumwohnungen mit 5 bis 11 Personen und 347 Dreiraumwohnungen mit 7 bis 12 Personen. Es ist dringend, Lösungen für diese prekären Bedingungen zu finden. Herbert Funk berichtet in einem geschichtlichen Rückblick, dass bereits 1908 / 1909 in Sitzungen der Wohnungskommission die ungenügenden Wohnungsverhältnisse diskutiert wurden und am 31. März 1909 eine Neigung zur Gründung eines gemeinnützigen Bauvereins erkennbar war.
Die Geburtsstunde der BG Hof
Nach weiteren Sitzungen der Wohnungskommission ist es dann endlich soweit. Am 17. Dezember 1909 findet, unter Leitung des Hofer Oberbürgermeisters Paul Bräuninger, in der „Bürgergesellschaft“ die Konstituierung der Baugenossenschaft statt. Im Protokoll von Rechtsrat Neupert über die „Errichtung der Baugenossenschaft Hof, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Hof“ werden die ersten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder genannt. 103 Gründungsmitglieder zeichnen spontan 153 Geschäftsanteile á 200 Mark.
Der Gegenstand des Unternehmens wird in Paragraf 2 des in der Gründerversammlung verabschiedeten Genossenschaftsstatus beschrieben: „Der Zweck der Genossenschaft ist minderbemittelten Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen und zwar durch Überlassung zur Miete oder Eigentum“.
Die Eintragung ins Genossenschaftsregister erfolgte am 3. Januar 1910.
Die ersten Vorstands- und Aufsichtsratmitglieder
Vorstand
- Adam Töpfner, Vorsitzender (Lehrer)
- Christian Höllerer, Kassier (Bankdirektor)
- Arthur Mähr, Bauverwalter (Arbeitersekretär)
Aufsichtsrat
- Georg Eydmann (Privatier)
- Max Rinck (Großhändler)
- Dr. Gottlieb Scheiding (Hofrat)
- Wagner (Bauamtsassesor)
- Ferdinand Zuber (Maschinenhausgehilfe)
- Joseph Frötschel (Tischler)
- Konrad Opitz (Maurer)
- Hans Voigtländer (Schneidermeister)
- Adam Will (Agent)
Alle Vorstandsmitglieder seit der Gründung
- Adam Töpfner 1909 – 1913, (Lehrer)
- Christian Höllerer, 1909 – 1912, (Bankdirektor)
- Arthur Mähr, 1909 – 1933, (Arbeitersekretär)
- Georg Falkner, 1912 – 1913, (Bankdirektor)
- Christof Rothemund, 1913 – 1915, (Prokurist)
- Georg Eydmann, 1914 – 1919, (Privatier)
- Erhard Schimmel, 1916 – 1918, (Bahnverwalter)
- Dr. Karl Buhl, 1919 – 1933, (Oberbürgermeister)
- Ernst Kräuter, 1919 – 1925, (Bankdirektor)
- Philipp Jammer, 1925 – 1928, (Geschäftsführer)
- Hermann Scholz, 1928 – 1933, (Geschäftsführer)
- Karl Thümmler, 1933 – 1939, (Rechtsanwalt)
- Paul Müller, 1933 – 1935, (Postassistent)
- Günter Rattig, 1933 – 1935, (Reichsbankinspektor)
- Fritz Hüber, 1933 – 1935, (Messungsamtssekretär)
- Heinrich Gumerum, 1935 – 1936, (Kaufmann)
- Ludwig Haas, 1935 – 1965, (Angestellter)
- Andreas Lang, 1935 – 1936, (Geschäftsführer)
- Max Raab, 1936 – 1945, (Angestellter)
- Alwin Kätzel, 1936 – 1940, (Stadtsekretär)
- Richard Dan, 1940 – 1945, (Technischer Angestellter)
- Konrad Opitz, 1945 – 1948, (Maurer)
- Fritz Hopf, 1948 – 1950, (Bahnbeamter)
- Hans Bechert, 1948 – 1951, (Oberbürgermeister)
- Erwin Graß, 1950 – 1973, (Architekt)
- Hans Högn, 1951 – 1960, (Oberbürgermeister)
- Walter Fuchs, 1960 – 2002, (Geschäftsführer)
- Robert Raithel, 1965 – 1986, (Amtsrat a. D.)
- Siegfried Schlegel, 1973 – 2004, (Architekt)
- Gerhard Weiß, 1986 – 2011, (Geschäftsführer)
- Ludwig Kohmann, 2002 – 2013, (Oberverwaltungsrat a. D.)
- Helmuth Rödel, 2004 – 2017, (Bankprokurist i. R.)
- Daniela Rödel, seit 2011, (Geschäftsführerin)
- Thomas Seidel, seit 2013, (Technischer Vorstand)
- Dieter Tratzmüller, 2017 - 2024, (Bankkaufmann)
- Kathrin Buchta-Kost seit 2025, (Dipl. Ing. (FH) Innenarchitektin)
Die Gründungsphase
13 Häuser mit 75 Wohnungen
Herbert Funk erinnert in seinem Rückblick: Zum Quadratmeterpreis von 2,50 Mark verkaufte schließlich die Stadt der Baugenossenschaft das Hospitalgrundstück „Am Heiligen Grab“ zur Bebauung mit Kleinwohnungen. Am 12. Mai 1910 wurde der Kaufvertrag mit einem Grundstückspreis von 51.775 Mark geschlossen. Dem Bau der ersten Genossenschaftswohnungen stand nun nichts mehr im Wege, nachdem auch die erforderlichen Hypotheken bereitgestellt waren. Die dazu notwendige Bürgschaft in Höhe von 100.000 Mark wurde, laut Protokoll, „in opfervoller Weise“ von den damaligen Aufsichtsräten Rinck, Eydmann und Dr. Scheiding übernommen.
In den Jahren 1910 und 1911 entstehen an der späteren Enoch-Widman-Straße und an der Johann-Weiß-Straße insgesamt 13 Häuser mit 75 Wohnungen. Damit wird auch der Grundstein für ein neues Stadtviertel gelegt. Die Hofer nennen es bis heute „die Baugenossenschaft“. Planung und Ausführung der Gebäude sind für damalige Zeiten vorbildlich. Es entstehen Zwei- und Dreiraumwohnungen mit Flur, Toilette, eigener Wasserstelle und praktischen Nebenräumen. Die Wohnungen gelten als familiengerecht und entsprechen den damaligen Ansprüchen und Bedürfnissen. Zu jeder Wohnung gehört ein kleines Stück Vorgarten. Ebenso verfügen sie über eine Loggia.
Das Engagement und das rege Tun der Baugenossenschaft findet mit Beginn des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) erstmals ein jähes Ende.
1918
Erster Weltkrieg bis Wiederaufbau
Bau der Layritzstraße 10 - 24 um 1926 (links) und die Turmhäuser Layritzstraße fertiggestellt
Zwischen den Kriegen
173 Häuser mit 544 Wohnungen
Trotz der allgemein schwierigen Situation setzen die Verantwortlichen der Baugenossenschaft ihre Aktivitäten in den Nachkriegsjahren unbeirrt fort. Am Hofer Ziegelacker erwerben sie für 144.000 Mark ein 84.000 Quadratmeter großes Gelände und schaffen so die Voraussetzung für ein zweites Genossenschaftsquartier.
Von 1920 bis 1922 errichtet die „BG“ am Ziegelacker, an der Jägerzeile / Leimitzer Straße und in der Enoch-Widman-Straße 32 Häuser mit 188 Wohnungen. An der Gartenstraße entstehen 27 Einfamilienhäuser.
In den Jahren 1922 und 1923 machte in Hof an der Saale – wie in anderen deutschen Städten auch – die zunehmende Geldentwertung jegliche Bautätigkeit schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Mit viel Mühe kann die Baugenossenschaft zumindest die vorhandene Bausubstanz erhalten. Auf dem Höhepunkt der Inflationswelle kostet eine Kleinwohnung im Monat 20 Billionen Mark Miete.
Nachdem mit der Währungsreform am 15. November 1923 zuerst die Rentenmark und anschließend ab dem 30. August 1924 die Reichsmark zur offiziellen Währung wurde, ist Geld wieder etwas wert. Die Währungsbereinigung lässt den gemeinnützigen Wohnungsbau wieder in Schwung kommen.
Die „BG“ leistet unter dem Grundsatz „minderbemittelten Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen“… einen ganz wesentlichen sozialen Beitrag in der Stadt Hof. 1925 werden vier neue Genossenschaftshäuser mit 29 Wohnungen von Mietern bezogen. Von 1926 bis 1930 errichtet die Baugenossenschaft 94 Häuser mit 216 Wohnungen.
1931 werden im sogenannten „Baugenossenschaftsviertel“ an der Enoch-Widman-Straße 16 weitere Häuser mit 84 Wohnungen bezugsfertig.
Der 23. Juli 1931 ist ein wichtiges Datum in der Historie der Baugenossenschaft: Kraft Stadtratsbeschluss wird der „BG“ die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau
89 Häuser mit 844 Wohnungen
… minderbemittelten Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen …
Dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang folgt der politische Machtwechsel. Das totalitäre Nazideutschland hinterlässt seine Spuren auch in der Baugenossenschaft. Arthur Mähr wird die Arbeit aus der Hand genommen. Im Zuge der „Gleichschaltung“ wird treuen Gefolgsleuten des damaligen Nazi-Regimes die Leitung der Baugenossenschaft übergeben. Während des Zweiten Weltkriegs ist jegliche Bautätigkeit unmöglich und selbst Reparaturarbeiten können kaum noch durchgeführt werden. Bomben zerstören Genossenschaftswohnungen an der Leimitzer Straße und an der Gabelsbergerstraße sowie an der Jägerzeile. Baustoffe sind Mangelware. In dieser traurigen Zeit entstehen lediglich 13 Häuser mit 82 Wohnungen. Bei Kriegsende, am 8. Mai 1945, zählt die Baugenossenschaft noch 701 Wohneinheiten.
Endlich haben die Schrecken des Zweiten Weltkrieges ein Ende gefunden. Doch der Krieg hat auf allen Seiten viele Opfer gefordert. Vieles wurde zerstört. Menschen verloren ihr Zuhause. Gegen Ende des Jahres 1945 wird ein „Grenzdurchgangslager“ für Flüchtlinge in Moschendorf errichtet. Hier werden rund 600.000 Heimatvertriebene „abgefertigt“.
23.292 davon bleiben in Bayern; 10.000 in Hof. Erneut wird Wohnraum knapp. Und erneut hemmen Widrigkeiten die Bautätigkeit. Diesmal sind es Materialknappheit, Währungsverfall und die Auflagen der Siegermächte. Und wiederum sieht sich die Baugenossenschaft ihrer ureigensten Aufgabe gegenüber gestellt: Es gilt, einer neuen Wohnungsnot Herr zu werden und den aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Die Währungsreform im Jahr 1948 schafft die Voraussetzung dafür. Der neue Vorstand und Aufsichtsrat der Hofer Baugenossenschaft nutzt alle Möglichkeiten der von Staat und Kommune aufgelegten Wohnungsbauprogramme. Eine Ära beginnt – und damit eine bis dahin nie da gewesene Bautätigkeit.
In den traditionellen Baugenossenschaftsvierteln rund um Enoch-Widman-Straße, Wirthstraße, Lindenstraße und am Ziegelacker werden zahlreiche Wohnblöcke mit modern und zweckmäßig ausgestatteten Wohnungen gebaut. Der Baustil ist schlicht und einfach. Die Wohnungen verfügen meist über keinen Balkon. Das Motto lautet, möglichst schnell viele Wohnungen zu errichten, um den Arbeitern der heimischen Textilindustrie sowie den zahllosen, heimatlos gewordenen Menschen ein neues Zuhause zu geben.
1956
Wirtschaftswunder bis nachlassender Wohnungsbau
Wohnungsbau mit Spielplatz damals (links) und Modernisierungsmaßnahmen heute (rechts)
Wirtschaftswunder und neue Ansprüche an Komfort
149 Häuser mit 1.363 Wohnungen
Gegen Mitte der 50er Jahre sind die infolge des Krieges obdachlos gewordenen Menschen in Wohnungen untergebracht. Neue Bauquartiere, beispielsweise am Pinzig- bzw. Lodaweg, an der Alsenberger Straße und an der Kösseinestraße werden erschlossen. Nun kann man vom bis dahin vorherrschenden, aus der Not geborenen, „spartanischen“ Baustil abweichen. Deutschland schwelgt im Wirtschaftswunder. Die Menschen atmen wieder auf. Sie haben Arbeit und genießen die frischen Früchte des aufblühenden Wohlstands. Ab Mitte der 1950er Jahre stellt sich die Baugenossenschaft dem Trend zu größeren Wohnungen. Die Komfortansprüche der Mieter steigen. Die Zentralheizung wird zum Standard.
Durch den Bau von Einfamilienhäusern an der Eppenreuther Straße, in den Jahren 1956 und 1957, haben die Mitglieder der Baugenossenschaft erstmals die Möglichkeit, Eigenheime preisgünstig zu erwerben. Aus dieser Zeit stammt das Zitat vom Architekten der Baugenossenschaft, Erwin Graß: „Für uns ist der Mensch das Maß aller Dinge!“ 1966 wird das Programm an der Köditzer Straße fortgesetzt.
1971 wird anstelle der bisherigen Mitgliederversammlung das Organ der Vertreterversammlung bei der Baugenossenschaft Hof ins Leben gerufen.
3.000ste Wohnung wird vermietet, Wohnungsbedarf lässt nach
51 Häuser mit 403 Wohnungen
Von 1973 bis 1985 investiert die Baugenossenschaft Hof 58 Millionen Mark in den Neubau von Wohnungen und Garagen. Weitere Eigenheime – diesmal als Doppelhausmodell – entstehen von 1980 bis 1983 an der Enoch-Widman-Straße und am Klösterleinsweg. Im Zeitraum von 1973 bis 1985 werden außerdem rund 42 Millionen Mark für Modernisierungsmaßnahmen ausgegeben.
Bestandspflege und Modernisierung kommen immer größere Bedeutung zu. Ältere Wohnungen gilt es, den modernen Erfordernissen und Wünschen anzupassen. Grundrisse werden verändert. Bäder und Zentralheizungen werden eingebaut. Im Jahr 1977 wird die 3.000ste Wohnung der Baugenossenschaft vergeben. Die Zweizimmerwohnung befindet sich in der Luisenburgstraße 30 und wird an ein Rentnerehepaar vermietet. Der „Service-Gedanke“ wird bei der Baugenossenschaft zum Thema: Im ersten Schritt werden in den Neubausiedlungen am Heiligengrabfeldweg sowie an der Kösseinestraße hauptamtliche Hausmeister eingestellt.
Im Jahr 1979 haben dann der ehemalige Hausmeister der Kösseinestraße, Herr Walter Rossel, und Herr Karl-Heinz Kubik mit ihrer Idee eine langjährige Tradition ins Leben gerufen: Das legendäre Brunnenfest. Dieses Fest, ursprünglich nur als „Kennenlern-Fest“ für das Viertel gedacht, entwickelte sich zu einem wahren Volksfest und freute sich 16 Jahre lang über hohe Besucherzahlen. Von 1979 bis 1994 fand es rund um den „Findlingsbrunnen“ in den Außenanlagen der Wohnanlage Kösseine- / Luisenburgstraße statt und wer damals dabei war, der schwärmt noch heute davon.
Seit Mitte der 1980er Jahre geht die Nachfrage nach Wohnraum bundesweit zurück. Dafür nimmt bei der Baugenossenschaft die Sparte „Instandhaltung“ eine herausragende Stellung ein. Von 1972 bis 1999 gibt die Baugenossenschaft rund 130 Millionen Mark für Reparaturen und Modernisierungsmaßnahmen aus.
Die „BG“ ist mit all ihren Projekten und Investitionen nicht nur ein begehrter Anbieter für modernen, qualitativ hochwertigen und dabei preisgünstigen Wohnraum, sondern auch bedeutender Auftraggeber für Unternehmen und Handwerksbetriebe in der Region.
1989
Die Wende und noch mehr Service
Modellprojekt „Barrierefrei Wohnen unterm Wartturm“ früher und heute
Die Wende und noch mehr Service
27 Häuser mit 289 Wohnungen
Was bis dahin Tausende von Menschen beidseits des Eisernen Vorhangs zwar im Innersten immer gehofft aber kaum zu glauben gewagt hatten, wird endlich Wirklichkeit. Die Mauer fällt und die beiden deutschen Staaten dürfen wieder zusammenwachsen. Die grenznahe Stadt Hof ist mittendrin in einer der bedeutsamsten Umbruchphasen deutscher Geschichte. Und sie erlebt einen immensen Zustrom an neuen Einwohnern und einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum. Die Baugenossenschaft nimmt sich dieser neuen Herausforderung engagiert an – und sie stellt die planerischen Weichen für eine andere, sich jetzt mehr und mehr abzeichnende Entwicklung: dem demografischen Wandel in der Bevölkerung mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen. Frühzeitig befasst sich die „BG“ mit den Bedürfnissen dieser zunehmenden Bevölkerungsschicht. Es entsteht das Projekt „Barrierefrei Wohnen unterm Wartturm“.
Am 1. Januar 1990 wird per Gesetz die Wohnungsgemeinnützigkeit aufgehoben. Dennoch bleibt die Baugenossenschaft Hof ihren Werten und ihrer sozialen Verpflichtung treu. Im Jahr 1950 zählt Hof 61.033 Einwohner, 1995 sind es noch 52.590. Im Jahr 2000 nimmt die Zahl um weitere 2.000 Einwohner ab.
Die Baugenossenschaft drosselt ihre Neubautätigkeit, bringt aber den ersten der vier geplanten Bauabschnitte „unterm Wartturm“ zum Abschluss. Dafür setzt das Unternehmen jetzt auf noch mehr Service: 1.000 Familien, die in Häusern der Hofer Baugenossenschaft wohnen, freuen sich über den neuen Hausmeisterservice. Die Hausreinigung wird fortan von Teilzeitkräften übernommen. Die Mieter brauchen sich um „Hausplatz und Stiech“, wie es in Hof heißt, nicht mehr zu kümmern.
Veränderungen im Laufe der Zeit
7 Häuser mit 17 Wohnungen
Wohnungen für Studenten und Neubau in der Neuhofer Straße
Der Bevölkerungsrückgang setzt sich ungebremst fort. Die Hofer Baugenossenschaft reagiert darauf mit einem Stopp der Neubautätigkeit. Ab jetzt werden nur noch Ersatzbauten realisiert.
Die Bevölkerungsgruppe, die – gegen den Trend – in Hof Zuwächse verzeichnet, sind die Studenten. Die Hochschule Hof erfreut sich stetig wachsender Studentenzahlen. Und wer zum Studieren kommt, der benötigt in aller Regel auch Wohnraum. Die Baugenossenschaft hat dies frühzeitig erkannt. Gemeinsam mit einem Team von Studenten wird die Planung vorgenommen. So entstehen teils möblierte Appartements, die speziell den Bedürfnissen junger Studierender entgegenkommen. Von Januar bis August 2002 sind 20 Bauunternehmen im Einsatz und verwandeln alte Wohngebäude in der Wirthstraße in moderne und ansprechende Studentenappartements. Innerhalb von acht Tagen werden alle 30 Wohnungen vermietet.
Im Jahr 2004 entsteht in der Neuhofer Straße 15 – 17 ein helles, modernes, farbenfrohes Mehrfamilienwohnhaus mit insgesamt zwölf Wohnungen, einer Physiotherapie-Praxis und einer Tiefgarage.
„Stadtumbau West“
Ab 2006 beginnt die Baugenossenschaft mit einem weiteren, ebenso umfassenden wie wegweisenden Projekt: dem „Stadtumbau West“. Wie viele andere Städte leidet Hof unter dem demografischen Wandel – junge Menschen verlassen die Region, sinkende Einwohnerzahlen führen zu Leerstand von Wohnraum besonders an den Stadträndern, immer mehr ältere Menschen benötigen seniorengerechten Wohnraum in Zentrumsnähe. Die Wohngebiete in der Peripherie, einst beliebte Lebensräume für Familien, „bröckeln“ ab. Für zahlreiche Regionen Bayerns ist nun das Thema „Stadtumbau“ untrennbar mit „Stadtentwicklung“ verbunden. So auch für Hof.
Die Baugenossenschaft beweist feinen Spürsinn. Mithilfe des Städtebauförderprogramms „Stadtumbau West“ saniert die Hofer Baugenossenschaft die „Urzelle“ des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in Hof rund um die Johann-Weiß-Straße. In einer Kombination von behutsamem Rückbau, sinnvoller Integration von Neubau und umfassender Sanierung entstehen familienfreundliche und seniorengerechte Wohnungen auf zeitgemäßem Niveau. Das Thema „innenstadtnahes Wohnen“ ist das Zukunftsprojekt schlechthin und wird die Baugenossenschaft noch viele Jahre beschäftigen.
Erneuerbare Energien und Bau weiterer Kinderspielplätze
Einen Meilenstein im gemeinnützigen Wohnungsbau setzt die Baugenossenschaft in diesem Rahmen auch mit der Realisierung eines modernen Energiekonzeptes im Heiligengrabfeldweg: Auf dem Flachdach des Hauses Nummer 2 – 4 a, einem renovierten Zeilenbau, installiert die „BG“ eine 214 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit 165 Modulen. 160.000 Euro investiert die Genossenschaft in die Anlage, finanziert über ein günstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die ein entsprechendes Programm aufgelegt hat. 28.000 Kilowattstunden werden die Module jährlich erzeugen. Damit können, rein rechnerisch, zehn der 40 Wohnungen des Hauses versorgt werden.
Um seine jüngsten Mitglieder kümmert sich die Baugenossenschaft in besonderer Weise: In den Jahren 2002 bis 2007 werden 28 Spielplätze mit umfassend durchdachten Konzepten, liebevoll ausgewählten Spielgeräten und regelmäßigem Pflegeservice, auf den neuesten Stand gebracht – dafür investiert die Baugenossenschaft in diesem Zeitraum pro Jahr zwischen 30.000 und 45.000 Euro. Einmal mehr beweist sie Kompetenz und Verantwortung als besonders familienfreundliches Unternehmen und führt außerdem etwas später die „Kinderhausordnung“ ein.
Fusion mit der Postbaugenossenschaft Hof
Ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte ist die Verschmelzung mit der Postbaugenossenschaft Hof am 1. Januar 2008. Durch diese Fusion erhöht sich der Immobilienbestand um 44 Gebäude mit 272 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten und 137 Garagen.
Die Baugenossenschaft Hof eG besitzt zu diesem Zeitpunkt, als größte Baugenossenschaft Bayerns:
- 549 Gebäude mit 3.716 Mietwohnungen
- 54 gewerbliche Einheiten
- 1.764 Garagen
2009
Aktuelle Herausforderungen
Der „BG-Express“ fährt – zum 100. Geburtstatag der Baugenossenschaft Hof
Die größte Baugenossenschaft Bayerns feiert ihren 100. Geburtstag
4 Häuser mit 24 Wohnungen
Am 17. Dezember 2009 wird die Baugenossenschaft Hof eG 100 Jahre alt. Der Festakt fand mit zahlreichen Ehrengästen und Vertretern der „BG Hof“, wie auch die Gründung im Jahr 1909, in der „Bürgergesellschaft“ statt. Zusammen mit Mietern und Mitgliedern der Genossenschaft wurde am 26. Juni 2010 im Rahmen eines großen Sommerfestes das Jubiläum gefeiert. Über einhundert Jahre lang hat die Baugenossenschaft wie kaum ein anderes Unternehmen das Gesicht der Stadt Hof und das Lebensgefühl ihrer Bürger geprägt. Mittlerweile hält die „BG“ rund 30 Prozent des Mietwohnungsmarktes in Hof. Wie kaum einem anderen Unternehmen der Region gelang es der BG Hof, sich nicht nur dem gesellschaftlichen Wandel anzupassen, sondern sich abzeichnende Trends vorausschauend zu analysieren und frühzeitig in die eigenen Planungen einzubeziehen.
Durch den Erwerb der Anwesen August-Mohl-Straße 9 – 11 und Max-Reger-Straße 16 – 18 erhöht sich der Wohnungsbestand im Jahr 2009 um insgesamt vier Häuser mit 24 Wohnungen.
Ähnlich wie vor hundert Jahren befindet sich heute die Welt im Umbruch. Klimawandel und Globalisierung sind weltumspannende Themen. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen haben sich weltweit, in Europa und Deutschland verändert. Einst wichtige, traditionelle Industriezweige in Oberfranken, wie die Textil- oder Porzellanbranche, haben heute an Bedeutung verloren. Die Arbeitslosenzahlen sind hoch. „Die Krise“ hat, ausgehend von den dubiosen Geschäften amerikanischer Bankhäuser, die ganze Welt, und auch Oberfranken, erreicht. Familienstrukturen brechen auf. Immer mehr Menschen wohnen alleine. Junge Leute wandern in die Ballungsräume ab, um dort eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Die Bevölkerung im schönen, grünen Norden Bayerns wird immer älter. Konzepte, die Region zu einem interessanten Industriestandort und Lebensraum weiterzuentwickeln, sind Erfolg versprechend – allerdings brauchen sie, wie alle Entwicklungen, ihre Zeit.
Aktuelle Herausforderungen
6 Häuser mit 37 Wohnungen
In den Jahren 2011 und 2012 wird im Rahmen des Projektes „Stadtumbau West“ ein sanierungsbedürftiger Häuserblock in der Johann-Weiß-Straße abgebrochen. Es entstehen 4 Häuser mit 24 barrierefreien / -armen Wohnungen in gehobener Ausstattung, sowie eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen. Dieser Neubau fügt sich harmonisch in das Gebiet rund um die „Urzelle“ ein und stellt eine erste deutliche Aufwertung des „Baugenossenschaftsviertels“ dar. Mit dem Anwesen in der Ernst-Reuter-Straße 70 – 72 werden im Jahr 2012 zwei Häuser mit 13 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit erworben.
Der demografische Wandel nimmt seinen Lauf und um auf die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur in Hof, insbesondere auf die steigenden Studentenzahlen, zu reagieren wird Anfang Januar 2012 in Kooperation mit der Hochschule Hof ein neues Projekt ins Leben gerufen. Innerhalb von knapp zwei Monaten gilt es, Wohnungen für internationale Studenten zu modernisieren und mit modernen Möbeln einzurichten. Ein fast leerstehendes Haus in der Gartenstraße, das noch mit Einzelöfen beheizt wurde, wird mit einer Zentralheizung ausgestattet und in einen Ort zum Wohlfühlen verwandelt. Der enge Zeitplan wird eingehalten und Anfang März 2012 ziehen die ersten 28 Gäste, unter anderem aus Indien und Ägypten, in die 14 neu gestalteten Wohnungen ein.
Die derzeit wichtigste Aufgabe der BG Hof liegt darin, den Wohnungsbestand weiterhin den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen und den aktuellen technischen Standards anzugleichen. Außerdem sollen Modernisierungen eine langfristige Vermietbarkeit der Gebäude gewährleisten. So werden jedes Jahr aufs Neue für Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen rund 9 Millionen Euro investiert. Hierbei sind zwischen 2010 und 2013 vor allem die umfangreichen Maßnahmen an den Hochhäusern in der Alsenberger Straße und im Heiligengrabfeldweg zu erwähnen, bei denen insgesamt 9 Häuser mit 207 Wohnungen energetisch modernisiert werden.
Bei allen Entscheidungen der Genossenschaft standen und stehen immer die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle. Die Qualität des Wohnens wird nicht nur durch laufende Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen verbessert, auch das Dienstleistungsangebot wird ständig den Wünschen der Mitglieder und Mieter angepasst.
So entwickelte sich die Baugenossenschaft Hof im Laufe ihrer über 100-jährigen Geschichte vom Wohnungsbau- zum innovativen Dienstleistungsunternehmen.